Chronik der Löschgruppe Ramershoven

Diese Chronik wurde erstellt anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Löschgruppe Ramershoven im Jahr 2008.

  • 1908–1957
  • 1958–2008

Teil 1: Die Jahre 1908–1957

100 Jahre Freiwillige Feuerwehr in Ramershoven, ein nicht alltägliches Jubiläum einer kleinen Ortschaft mit gerade einmal 500 Einwohnern einschließlich unserem zugehörigen Nachbarort Peppenhoven.

Wenn wir gemeinsam Rückschau halten auf die vergangenen 100 Jahre, so weiß die Chronik über so manche Höhen aber auch über einige Tiefen zu berichten. Ich möchte Ihnen, liebe Gäste, von den wichtigsten Ereignissen und Stationen, dem Werdegang der Freiwilligen Feuerwehr in Ramershoven berichten. Leider haben wir es nicht geschafft, eine Festschrift zu erstellen. Darum wird auch mein Vortrag etwas ausführlicher ausfallen, als es viele von Ihnen von mir gewohnt sind.

Als im Jahre 1908, genauer gesagt am 18.03.1908 auf Initiative des damaligen Amtsbürgermeisters Commeßmann in der Gaststätte Dung die Freiwillige Feuerwehr Ramershoven gegründet wurde, begann die jetzt 100-jährige Geschichte einer kleinen, aber immer schlagkräftigen Feuerwehr.

Erster Brandmeister, noch am Gründungstag gewählt, wurde Kaspar Frings. Fritz Orth wurde sein Stellvertreter. Viele freiwillige Männer traten noch während der Versammlung bei und die Mannschaft konnte sofort aufgestellt werden. Es gab Steiger, Spritzenmannschaft, Ordnungsmannschaft, Sanitätskolonne, Schriftführer, und auch ein Musikzug mit Tambour und Flöte wurde namentlich benannt. Schnell hatte sich auch ein Kreis von Förderen gebildet, die die Wehr hauptsächlich finanziell unterstützten. Es handelte sich unter anderem um den damaligen Pfarrer Herbeck und den Lehrer Ferdinand Pfahl. So konnten noch im Gründungsjahr Löschgerätschaften wie eine Handpumpe, Leitern, Löscheimer und Signalhörner angeschafft werden. Schmiedemeister Schmitz brachte eine Vorrichtung am schon vorhandenen Spritzenhaus an, woran die Steiger ihre Übungen abhalten konnten. Noch im Gründungsjahr fand übrigens der 1. Martinszug in Ramershoven und Peppenhoven statt. Unter Leitung der Wehr konnte an jedes Kind ein Weckmann verteilt werden.

Am 21.08.1908 kam es zum ersten Einsatz der neugegründeten Wehr. Die Fruchtscheune des A. Dung war in Brand geraten. Das neue Signalhorn rief die Wehrmänner zusammen, und schon nach einer Viertelstunde war die gesamte Mannschaft im Löscheinsatz. Nach 1 ½ Stunden war der Brand, trotz großen Wassermangels, gelöscht. Dies war die erste Bewährungsprobe der neuen Ramershovener Wehr. Es kam noch zu einem weiteren Einsatz im Gründungsjahr, wobei das Anwesen des Jakob Sühl vor den Flammen gerettet werden konnte.

Inzwischen bestand die Wehr aus sage und schreibe 36 Mann, auf die Ramershoven stolz sein konnte.

Die Folgejahre standen im Zeichen von Alarmübungen, Gerätebesichtigungen aber auch regelmäßige gesellige Treffen mit Feiern und Theateraufführungen, meist am Tag von Kaiser`s Geburtstag. In den Wintermonaten wurden Exerziermanöver angesetzt, die zur Stärkung der Disziplin dienen sollten.

Am 10. Oktober 1910 wurde Fritz Orth neuer Brandmeister. Er war es denn auch, der die Wehr über insgesamt fast drei Jahrzehnte prägen sollte. Er wurde 1939 sogar Amtswehrführer von Rheinbach-Land. Ein Kamerad schrieb ihm damals folgendes Gedicht:

Der Hauptmann an der Spritze
das ist unser lieber Fritze,
Der mit Humor und Schneid
weiß zu erziehen seine Leut.
Das hat man gesehen bei jedem Feste,
Ob`s war im Osten oder Westen.
Auch war`s aufgefallen seinen Führern,
Und Sie ernannten Ihn zum Amtswehrführer.
Deshalb für diese Ehr mein lieber Fritzen,
darfst Du auch ein bißchen schwitzen.
Drum mach so weiter bleibe heiter,
Du bringst es dann vielleicht noch weiter.

(Gerhard Orth, 1939)

Im Mai 1912 erging vom Feuerwehrverband Rheinprovinz die Aufforderung an alle Wehren sich an Ausbildungslehrgängen in Aachen bzw. in Trier zu beteiligen. Ramershoven lehnte ab, wegen zu schlechter Finanzlage!

Im gleichen Jahr brach in Peppenhoven ein Brand aus. Der Einsatz brachte folgende Erfahrung: Das Gerät wie auch der ausschließlich mit Muskelkraft gezogene Gerätewagen waren zu schwer um die ca. 1 km lange Strecke zu bewältigen. Völlig außer Atem konnte nur mit letzter Kraft der Löscheinsatz durchgeführt werden. Kurzerhand wurde anschließend beschlossen, zukünftig mit einem Pferdevorspann zu arbeiten.

Aber nicht nur Brandeinsätze machten den Wehrmännern Arbeit. Die Kirchfahne hatte sich im Kirchenkreuz verfangen. Bei einem beileibe nicht ungefährlichen Einsatz konnte Steiger Lanzrath die Situation bereinigen.

Der Erste Weltkrieg, 1914–1918, unterbrach die Arbeit der Wehrmänner, da viele von ihnen eingezogen wurden. Im Spritzenhaus lagerten englische Truppen Munition. Die Löschgeräte waren im Dorf verteilt untergebracht und verwahrlosten. Erst 1920 wurde auf Befehl des britischen Ortskommandanten mit einer angesetzten Löschübung am Haus des Ortsvorstehers der Feuerschutz wiederbelebt. Die finanzielle Notlage durch Inflation verhinderte in den Folgejahren jegliche Festlichkeiten. Lediglich der Martinszug wurde noch ausgerichtet.

Der 1921 gewählte Brandmeister Lehrer Marx, zur Gründungszeit nur in der Förderabteilung, wurde 1930 ohne ein Dankeswort seines Amtes enthoben, da sich ein Niedergang der Ramershovener Wehr abzeichnete.

Am 15.02.1931 bei der Gemeindeversammlung wurde Wilhelm Fuhs neuer Brandmeister. Zusammen mit seinem Stellvertreter Fritz Orth hielten sie die Wehr zusammen, und die Mannschaftsstärke verbesserte sich wieder.

1933 erfolgte die Auflösung des Kreises Rheinbach. Rheinbach-Stadt und Rheinbach-Land wurden dem Landkreis Bonn angegliedert. Im gleichen Jahr feierte Ramershoven das 25-jährige Stiftungsfest mit Übungen, Festzug und abendlichem Festball.

1934 wurden durch Hitler`s Reichsgesetz alle Wehren aufgelöst und der Polizei angegliedert. Die Führung ging an Theodor Haybach, der als Kreiswehrführer die Leitung über den Bereich Rheinbach übernahm.

Ramershoven war fortan der Halblöschzug 7 mit 27 Mann, einen Brandmeister, einen Löschmeister, 2 Oberfeuerwehrleuten und 24 Wehrmännern. Der Chronist in unserem Protokollbuch vermerkt: freiwillig war nur noch der Eintritt, der Rest war nur Pflicht. Diese so genannte Pflichtwehr führte aber zu großer Disziplin und Geschlossenheit. Alle Feuerwehrmänner hielten bedingungslos zusammen, Kameradschaft stand an erster Stelle.

Im Juli 1935 wurde dem Halblöschzug 7 durch den neuen Kreiswehrführer Wald ein großes Lob zuteil. Wald sagte wörtlich: “Die Ramershovener Wehr ist wohl z. Zt. die Beste im Kreis.” Dieser Ansporn zeigte Wirkung und der Ehrgeiz zu Bestleistungen stieg noch an.

Der 2. Weltkrieg zerrüttete die Wehr erneut. Viele Einberufungen führten zur Reduzierung der Mannschaftsstärke bis auf elf Mann.

Am 16.01.1944 kam es so zur Gründung einer weiblichen Feuerwehr. 18 Frauen, von denen einige heute unter uns weilen, konnten bereits im August 1944 ihren ersten Löscheinsatz meistern und waren fortan eine große Stütze der Ramershovener Wehr.

Kurz vor Kriegsende war bei Tag und Nacht Fliegeralarm. Es schien zeitweise Brandbomben zu regnen. Die Ramershovener Wehr war nächtelang zur Hilfe auch in Flerzheim und in Rheinbach im Einsatz. Mensch und Material wurden bis zur Leistungsgrenze beansprucht.

Die ersten Nachkriegsjahre 1945–1947 waren von Not und Einschränkungen geprägt. Die Löschgeräte waren teilweise unbrauchbar. Eine wirksame Brandbekämpfung war somit kaum möglich.

Erst drei Jahre nach Kriegsende trat die Ramershovener Wehr, nun mit neuer Motorspritze Marke DKW, wieder in Erscheinung. Es kehrten alte Kameraden aus der Gefangenschaft zurück und die Schlagkraft konnte deutlich erhöht werden.

Bei einer Löschübung im Kreis stellte der Amtsbrandmeister Theodor Haybach erneut fest, Ramershoven verfüge “über eine vorbildliche Wehr. Sie war, ist und bleibt eine Musterwehr”.

Die ehemalige weibliche Feuerwehr wurde verabschiedet, trat jedoch noch einmal mit Dienstmütze zum Appell an.

Im Dezember 1951 wurde Josef Frings Brandmeister des Ramershovener Halbzuges. Amtsbrandmeister Fritz Orth schied nach 43-jähriger Dienstzeit aus dem aktiven Dienst der Wehr aus. Stadt- und Amtsdirektor Dr.Römer, als ziviler Chef der Amtswehren Rheinbach, verlieh Fritz Orth als erstem Feuerwehrmann im Landkreis, das Landes-Feuerwehr-Ehrenzeichen für 40-jährige treue Dienste.

Teil 2: Die Jahre 1958–2008

1958 konnte in Ramershoven das 50-jährige Stiftungsfest gefeiert werden. Im Rahmen des Amtsverbandsfestes wurde am 13.7. im festlich geschmückten Ort dieses Jubiläum würdig begangen.

Oberbrandmeister Frings und seine Mannschaft erfüllten in den 60-iger Jahren ihre Aufgaben, kleinere Brände wurden schnell gelöscht. Großbrände blieben glücklicherweise aus.

1959 und 1961 wurden allerdings größere Einsätze zur Eindämmung von Hochwasser in Peppenhoven, Ramershoven und Flerzheim gemeistert.

1960 wurde übrigens die erste Brandsirene auf dem Dach des Hauses von OBM Frings montiert.

1968 erhielt die Wehr ein neues Feuerwehrgerätehaus, welches auch heute noch, nach diversen Umbauten, genutzt wird. Die Ausrüstung wurde nun ständig verbessert was auch mit der kommunalen Neuordnung 1969 und dem neuen Rhein-Sieg-Kreis zutun hatte. Ramershoven war fortan die Löschgruppe 8 der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Rheinbach. Ramershoven bekam eine neue Motorspritze TS 8/8 der Marke Ziegler mit einem VW Motor. Ein Tragkraftspritzenanhänger wurde durch einen VW-Bulli abgelöst, gefolgt von einem Ford Transit bis hin zum LF 16 TS von Magirus. Es handelte sich durchweg um ältere Fahrzeuge, die aber im Ortsbereich Ramershoven/Peppenhoven gute Dienste leisteten.

In den 70-er Jahren nahm die Wehr mit Begeisterung an sogenannten Schnelligkeitswettkämpfen, auch als wilde Übungen bezeichnet, hauptsächlich bei den befreundeten Vorgebirgswehren teil.

Löschangriffe mit Bereitstellung der Geräte wurden von den besten Gruppen unter 40 Sekunden vollzogen. Schnell hatte Ramershoven auch hier einen guten Namen und so mancher Pokal wurde mit Autokonvois und Hupkonzerten den Ramershovener Bürgern präsentiert.

Stadtbrandmeister Friedel Trumpler waren diese Übungen jedoch ein Dorn im Auge, da die Dienstvorschriften bei diesem Tempo natürlich etwas zu kurz kamen.

1976 kam es in Ramershoven zur Gründung einer Jugendfeuerwehr, die sich über Jahre hinweg als äußerst schlagkräftig und schnell erwies. Unter Leitung von UBM Bernhard Lanzrath sowie weiteren Betreuern konnten bei Wettkämpfen teilweise Seriensiege errungen werden. Die Schlachtrufe klingen mir noch heute in den Ohren.

Diese jungen Feuerwehrmädchen und -jungen bilden heute den Stamm der aktiven Wehr und haben nach und nach ältere Kameraden nach deren Ausscheiden abgelöst und nahtlos ersetzt.

Zur Zeit leidet unser Jugendfeuerwehr ein wenig unter Mitgliedermangel, was sich aber bald unter der Führung von Alexander Mandt ändern soll. Unsere Feuerwehrflitzer 112, Kinder von 5-9 Jahren, werden durch die Kameraden Guido und Ralf Segler an die Jugendfeuerwehr herangeführt. Wenn sie zehn Jahre alt sind, werden sie unsere Jugendgruppe wieder verstärken.

1979 wurde OBM Josef Frings in den Ruhestand verabschiedet. Für zwei Jahre teilten sich Matthias Kirchhartz und Lothar Brandenburg die Löschgruppenführung. Ab 1981 habe ich dann alleine die Geschicke der Löschgruppe geleitet, bis ins Jahr 2006, also 28 Jahre.

1983 feierte die Löschgruppe ihr 75-jähriges Stiftungsfest mit Festkommers, Festball und der Ausrichtung des Stadtfeuerwehrtages von Rheinbach am Sonntag.

Den größten Einsatz für die Löschgruppe Ramershoven gab es im September 1991 auf Rheinbacher Kirmesdienstag. Die Scheune und die Stallungen des Hofes Josef Dormagen mitten im Ort brannten in voller Ausdehnung. Fast alle Löschgruppen der Stadt rasten nach Ramershoven. Selbst die Löschgruppe Witterschlick, die bei einer Übung den Funk mithörte, rückte zur Unterstützung an. Ich erinnere mich an einen Funkspruch eines Rheinbacher Brandmeisters: “Alles was Wasser hat sofort nach Ramershoven!”

Die Scheune brannte übrigens aus, aber alle angrenzenden Gebäude konnten dank der bis zu 80 Einsatzkräfte gerettet werden.

Von 1997 bis 1998 wurde das Feuerwehrgerätehaus in Eigenleistung modernisiert und vergrößert. Mit vielen, vielen ehrenamtlichen Arbeitsstunden, meist an Wochenenden, wurden ein neuer Schulungsraum sowie sanitäre Anlage errichtet und im Mai 1998 zünftig eingeweiht.

Noch im gleichen Jahr wurde mit Anne Schragen die erste Feuerwehrfrau in den aktiven Dienst einer Rheinbacher Löschgruppe übernommen. Bis heute steht sie mit inzwischen fünf weiteren Mädchen ihre Frau in der Löschgruppe.

Heute Abend ist sie entschuldigt. Sie hält sich in Australien auf. Wir wollten sie ja einfliegen lassen; aber Laurenz Kreuser hat die Kostenübernahme abgelehnt.

Am 24. Mai 2002 war ein ganz besonderer Tag für die Ramershovener Feuerwehrfrauen und -männer. Nach jahrelangen Versprechungen, mit gefühlten fünf Jahren Verspätung, wurde an diesem Tag endlich das langersehnte niegelnagelneue Löschfahrzeug TSF-W der Marke Mercedes-Benz 614 D, an die Löschgruppe übergeben. Bis spät in die Nacht dauerten die Feierlichkeiten. Der gesamte Ort war zur Gratulation erschienen.

Am nächsten Morgen, gegen 4.30 Uhr, nach ca. zwei Stunden Schlaf heulten die Sirenen. Der erste Einsatz mit dem neuen Fahrzeug stand an: Verkehrsunfall im Kottenforst, Beifahrer unter Schockeinwirkung wahrscheinlich im Wald verirrt. Trotz der frühen Morgenstunde , mit kleinen Augen begab sich eine halbwegs einsatzbereite Staffel auf den Weg in den Kottenforst. Das Blumengebinde auf der Motorhaube wurde erst bei Eintreffen an der Unfallstelle entfernt- auf meinen Befehl hin- schließlich wusste ja niemand wie dieser Schmuck auf die Unfallbeteiligten bzw. auf die Polizei wirken würden.

In den Jahren bis heute, zeigen sich in unserer Einsatzstatistik ca. 5-10 Einsätze durchschnittlich pro Jahr . Brand- und Hilfeleistungen sind jedoch nicht alles, was die Feuerwehr im Ort leistet. Die Löschgruppe ist in viele Aktivitäten des Dorfes eingebunden. Ob Kirmes, Kartoffelfest oder St.Martin, die Freiwillige Feuerwehr ist immer dabei.

Seit Januar 2007 hat BM Christian Schragen die Leitung der Löschgruppe übernommen. Wir wünschen ihm allzeit eine gute Hand und der Löschgruppe viel Erfolg auf dem Weg zu den nächsten hundert Jahren im Dienste unserer Nächsten getreu dem Motto “Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr”!